Ford baut Autos – das weiß ja jeder. In Amerika schon seit 1903, in Deutschland seit 1926 und in Köln seit 1931. Ford hat ein eigenes Orchester, und zwar in Köln seit 1936 – das weiß nicht jeder. Der Zufall half mit: Unter den 3000 Mitarbeitern der noch jungen Ford-Werke in Köln-Niehl treffen sich auf einer Treppe zwei alte Schulfreunde, Jakob Breuer und Karl Fey. Beide sind musikbegeistert, Breuer bläst Trompete, Fey spielt Geige. Und beide sind von einem Gedanken besessen – gemeinsam Musik zu machen und mit anderen musizierenden Mitarbeitern ein eigenes Ensemble auf die Beine zu stellen. Am 30. September 1936 kommen 15 Musikfreunde zur ersten Probe im Gasthaus "Kölner Hof" in Niehl zusammen – die Geburtsstunde des Orchesters. Erster Dirigent wird Karl Fey, die 15 Musikanten spielen Unterhaltungs- und Salonmusik, Walzer, Potpourris und Weihnachtslieder vorwiegend bei werksinternen Veranstaltungen.
1945 beginnt erneut die Probenarbeit. Gründungsmitglied Jakob Breuer überzeugt den damaligen Personalchef der Ford-Werke AG, Max Ueber, nicht nur Arbeitskräfte für das aufstrebende Automobilwerk, sondern auch ehemalige Berufsmusiker aus den ost- und mitteldeutschen Gebieten als Verstärkung für das Orchester zu gewinnen. Beides harmoniert. Die Zahl der musizierenden Autobauer wächst rasch auf über 40 Mitglieder an.
Damit werden auch die Ansprüche höher, und es setzt sich die Erkenntnis durch, dass ein Dirigent nichts vom Autobauen verstehen muss. So beginnt die Tradition der Vollblutdirigenten an der Spitze des Orchesters, die durch ihre professionelle Probenarbeit, ihre anspruchsvolle Programmgestaltung und ihre vielfältigen Beziehungen zu nationalen und internationalen Künstlern das Orchester schnell zu erstaunlichen und überzeugenden Konzerten führen.
"Dieses Orchester", schreibt die Kölner Presse Anfang der 1950er Jahre in einer ihrer zahlreichen Kritiken, "setzt uns sowohl durch seine Leistung, als auch durch wohltemperierte Dynamik immer wieder in höchstes Erstaunen. Und das um so mehr, wenn man bedenkt, dass hier die meisten Musiker Laien sind, die nach achtstündiger Arbeit von ihren Arbeitsplätzen zu den Proben eilen."
Schon bald ändert sich der Name "Werksorchester" offiziell in "Ford-Sinfonieorchester". Seitdem steht es nicht nur Ford-Mitarbeitern, sondern allen interessierten Musikern offen – sowohl engagierten Liebhabern als auch Profis.
Hans Herbert Jöris ist 1951 der erste Profi am Dirigentenpult des Orchesters. Ihm folgen 1959 Friedrich Radermacher, 1961 Fritz Lehan, 1968 Hans Günther Marner und 1969 Heribert Beissel. Bernhard Lang leitet das Orchester seit 1975 – länger als alle seine Vorgänger: ein Beweis für beste Zusammenarbeit auf musikalischer als auch auf menschlicher Ebene. Lang überträgt seine Musikalität geschickt auf die Musiker, vermittelt den Orchestermitgliedern spielerische Sicherheit, spornt sie zu noch mehr Vollkommenheit an. Unter seiner künstlerischen Leitung werden auch Werke musizierbar, an die sich sonst kaum ein anderes Liebhaberorchester herantraut.
Im Wechsel führt das Orchester sinfonische Werke und konzertante Opern- und Operettenmusik auf. Die Kölner Messehalle, der Sendesaal des WDR-Funkhauses und immer wieder der Kölner Gürzenich sind die Aufführungsorte der zahlreichen Konzerte in den 1950er, 60er, 70er und 80er Jahren.
Im Jahr 1986 eröffnet die neue Kölner Philharmonie, und das Orchester wagt den Sprung in die Welt der "Großen". Am 9. Mai 1987 debütiert das Orchester unterstützt von mehreren Chören mit Joseph Haydns Oratorium 'Die Schöpfung', aufgeführt vor über 2000 Zuhörern.
Seitdem finden regelmäßig zwei Konzerte pro Jahr – jeweils im Frühjahr und im Herbst – in der meist ausverkauften Kölner Philharmonie statt.
2013 übernimmt Steffen Müller-Gabriel die Leitung des Orchesters und setzt die Tradition fort: Das Orchester präsentiert auf hohem Niveau durchaus anspruchsvolle Werke von Sinfonie, Oper, Operette bis zur zeitgenössischen und Filmmusik. Als die Corona-Schutzmaßnahmen Orchesterkonzerte verboten, wichen die Musiker auf Kammermusik aus. Seit 2022 darf das Orchester wieder als Ganzes auftreten, zuletzt mit einer konzertanten Aufführung der Oper 'La Bohème' von Giacomo Puccini. Standing Ovations!